Auf Einladung des Fördervereins ehemalige Synagoge Kitzingen referierte Dr. Josef
Endres in der gut besuchten Alten Synagoge zum jüdischen Leben in Iphofen.
Begeisterung lösten vor allem auch die historischen Abbildungen aus. Während die Rolle des Juden Michelmann als „procurator et dispensator“ bei der Anlage der Stadtbefestigung 1293 und Ausschreitungen während des „Rintfleisch-Pogroms“ längst thematisiert wurden, blieb die Geschichte der Juden in Iphofen nach dem Pogrom von 1298 unerforscht. Fundierte Informationen über jüdisches Leben in der würzburgischen Amtsstadt fehlten. Diese Wissenslücke konnte nach umfangreichen Archivrecherchen geschlossen werden. Der Vortrag thematisierte überraschende Ergebnisse. Im Gegensatz zu allen bisherigen Behauptungen blieben jüdische Familien in Iphofen über Jahrhunderte präsent. Jüdische Händler erwarben Wohnhäuser im Zentrum der Stadt, vor allem in der Judengasse (heute Heringsgasse) und auf dem Marktplatz, trugen mit ihrem breit gefächerten Angebot während der Jahrmärkte, aber auch als Vieh- und zeitweilig als Weinhändler zur städtischen Zentralität Iphofens für das Umland bei. Sie gewährten Kredite, unterstützten die Bürger durch das Verleihen von Kühen als Zugvieh, versorgten die Einwohner Iphofens und der Nachbarorte mit Lebensmitteln und vielfältigen „cramwaren“. Über bloße Zahlen und Statistiken hinaus bot umfangreiches, bisher unbekanntes Quellenmaterial aus den städtischen Archiven Einblicke in persönliche jüdische Schicksale, aber auch in das Verhalten christlicher Bürger z. B. während der massiven Ausschreitungen 1631 in Mainbernheim. Ergänzende Informationen boten die Archivalien aus dem Iphöfer Stadtarchiv zum „Rödelseer Leichhof“. Die systematische Auswertung archivalischer Quellen belegte, dass bis zum Ende des 18. Jahrhunderts für viele Iphöfer Bürger, die in der von Zollgrenzen umschlossenen würzburgischen Grenzstadt existenzielle Versorgungsengpässe befürchteten, der Handel mit jüdischen Geschäftspartnern unverzichtbar war. Iphofen ist Mitglied im Netzwerk Jüdischer Friedhof Rödelsee, das den Austausch mit gemeinsamen Aktivitäten zum jüdischen Aspekt der Heimatgeschichte pflegen will.
Vortrag Dr. Endres (Foto: Werner Kappelmann)
Margret Löther, 1. Vors. Förderverein ehemalige Synagoge Kitzingen
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