Der Prichsenstädter Bernhard Frank war eine angesehene Persönlichkeit. In den Jahren zwischen 1919 und 1932 wurde er zweimal in den Stadtrat gewählt. Auch in der Israelitischen Kultusgemeinde Prichsenstadt hatte er verschiedene Funktionen, ab 1938 war er der letzte Vorsitzende der Kultusgemeinde.
Bernhard Frank
Bernhard Frank wurde am 2. August 1865 in Prichsenstadt geboren. Sein Vater war der Viehhändler Baruch Frank, seine Mutter die gebürtige Prichsenstädterin Babette Frank, eine Tochter von Löw und Adelheid Fleischmann.
Bernhard hatte noch acht Geschwister. Drei von ihnen, die Brüder Isaak und Oskar sowie die Schwester Julie, verheiratete Hahn, wohnten ebenfalls in Prichsenstadt. Die Brüder Jakob und Leopold wohnten in Würzburg, Leopold später in Köln. Die anderen Schwestern lebten in Thüringen. So waren Theresa und Ida in Apolda, die Schwester Sophie in Pößneck verheiratet.
Jakob Frank starb in Würzburg ca. 1940, Isaak Frank in Prichsenstadt im Jahre 1938. Julie Hahn kam in Bendorf-Sayn 1940 ums Leben und Oskar Hahn konnte mit seiner Frau Frieda, geb. Löwenberger, und seinem Sohn Bruno noch im Juli 1941 in die USA emigrieren. Alle anderen Geschwister von Bernhard Frank – Therese Kälbermann, Leopold Frank, Ida Fleischmann und Sophie Benjamin – wurden wie Bernhard von den Nazis ermordet.
Bernhard Frank kaufte 1887 von seinen späteren Schwiegereltern Jakob und Fanny Fleischmann den Freihof. Am 18. April 1890 heiratete er in Prichsenstadt Bertha Fleischmann, die älteste Tochter der kurz zuvor verstorbenen Eheleute. Die Ehe blieb jedoch kinderlos.
Im Freihof betrieb Bernhard Frank – teilweise zusammen mit seinem Vater Baruch und den Brüdern Isaak und Oskar – eine Vieh- und Pferdehandlung, die jedoch am 30. September 1938 zwangsweise abgemeldet wurde.
Bernhard Frank engagierte sich stark im Vereinsleben der Stadt. Wann er dem Turnverein – dem heutigen TSV 1861 Prichsenstadt – beitrat, ist nicht genau bekannt. Sicher ist aber, dass er von 1899 bis 1903 sogar Vorstand des Vereins war – schon einige Jahre zuvor und auch einige Jahre danach arbeitete er als Ausschussmitglied in der Vereinsführung mit. Bernhard Frank wurde am 28. April 1923 zum Ehrenmitglied des TSV Prichsenstadt ernannt. Als Dank dafür spendete er dem Verein 6.000 Mark.
In die Freiwillige Feuerwehr Prichsenstadt, die 1874 gegründet wurde, trat Bernhard Frank 1881 ein und war dort langjähriges aktives Mitglied. Für Feuerwehrübungen und Einsätze stellte er Pferdefuhrwerke zur Verfügung, so auch 1891 bei einem Brand in Wiesentheid. 1901 war Bernhard Frank Spritzenmann.
Dass Bernhard Frank ein weithin geachteter Mitbürger war, zeigt die Tatsache, dass er von 1919 bis Ende 1932 zweimal in den Prichsenstädter Stadtrat gewählt wurde. Von 1919 bis 1924 wirkte er auch im Armenpflegschaftsrat der Stadt mit.
In der Israelitischen Kultusgemeinde Prichsenstadt dürfte Bernhard Frank ebenfalls verschiedene Funktionen ausgeübt haben. Ab 1938 war er – als Nachfolger des verstorbenen Moritz Hahn II – der letzte Vorsitzende der Kultusgemeinde.
Bernhard Frank lebte noch bis 1942 in Prichsenstadt. Am 18. September wurde er, zusammen mit seiner Frau Bertha und Pauline Künstler, zuerst nach Schweinfurt und anschließend nach Würzburg gebracht. Von dort aus wurden die drei am 23. September 1942 in das KZ Theresienstadt deportiert – wahrscheinlich hatten sie sich dort mit einer hohen Geldsumme „einkaufen” müssen.
Von Bernhard Frank wissen wir sogar das genaue Sterbedatum. Er kam am 24. Dezember 1942 in Theresienstadt ums Leben.
Am 23. November 1942 wurden die Möbel, der Hausrat und die Wäsche von Bernhard und Bertha sowie von Oskar und Frieda Frank, die noch bis 1941 im Freihof gelebt hatten – zusammen mit der Hinterlassenschaft von Pauline Künstler, Helene Künstler (geb. Maier) und Ilse Hahn – durch den Bürgermeister Heinrich Sauer verkauft bzw. versteigert.
Der Schätzwert für den Hausrat der Franks betrug 1962,00 Reichsmark, der für das landwirtschaftliche Inventar im Freihof 1227,50 Reichsmark. Diese Beträge wurden im Dezember 1942 bzw. April 1943 an das Finanzamt Gerolzhofen überwiesen. Vom erzielten Überschuss wurden „Arbeitslöhne für die Verwertung der Judenmöbel” an die Helfer gezahlt, der Rest floss in die Kasse der Stadt Prichsenstadt.
Werner Steinhauser, Wolf-Dieter Gutsch