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Olga Benario war hochschwanger, als sie als unerwünschte Ausländerin, Jüdin und Kommunistin 1936 von Brasilien nach Deutschland abgeschoben wurde. Von den Nationalsozialisten wurde sie sofort verhaftet und ins Gefängnis eingeliefert. Dort kam ihre Tochter zur Welt.

Olga Benario

Olga Benarios Vater war der jüngere Bruder von Aron Benario, geboren 1869. Er war sozial engagierter Rechtsanwalt in München, wo Olga 1908 geboren wurde. Geprägt von dem sozialdemokratischen Umfeld der Familie schloss sie sich einer kommunistischen Jugendgruppe an. Sie folgte einem Freund nach Berlin, wo sie an der Befreiung eines Genossen teilnahm und über die Tschechoslowakei nach Moskau geschleust wurde. In Moskau erhielt Benario eine militärische Ausbildung. Sie lernte Waffenkunde und Reiten, später auch Fallschirmspringen und Fliegen.

Ende 1934 wurde Olga Benario zusammen mit Carlos Prestes im Auftrag der Komintern nach Brasilien geschickt, um die autokratische Regierung zu stürzen. Der Aufstand schlug fehl. Die Revolutionäre wurden verhaftet, soweit sie nicht untertauchten. Dies gelang auch dem Paar Prestes-Benario, bis es 1936 gefasst und Olga, im sechsten Monat schwanger, nach Deutschland ausgeliefert wurde. Als Jüdin und Kommunistin wird sie sofort nach ihrer Ankunft von der Gestapo verhaftet und ins Gefängnis in der Barnimstraße gebracht, wo ihre Tochter Anita Leocadia zur Welt kommt. Das Mädchen darf 14 Monate lang bei ihr bleiben, bis Olgas Schwiegermutter es schafft, zumindest das Kind freizubekommen.

Olga wird ins KZ Lichtenburg, dann ins KZ Ravensbrück gebracht. Im Februar 1942 wird sie in der Psychiatrischen Klinik in Bernburg vergast.

Die Tochter, Anita Benario- Prestes ist Professorin in Rio de Janeiro. Sie besuchte auf Einladung des Träger- und Förderverein ehemalige Synagoge 2008 Obernbreit.

 

Friedrich Heidecker

Anita Leocádia Benario Prestes, im Gefängnis geborene Tochter von Olga Benario, vor dem Haus ihrer Vorfahren in Obernbreit im Jahr 2008. Foto: Friedrich Heidecker

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