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Familien & Geschichten

Rund 2500 Grabsteine sind bis heute erhalten – und jeder von ihnen kann eine Geschichte erzählen. ‚Es berührt mich tief, dass jüdisches Leben hier kein Ende hat‘, sagt Margret Löther, Vorsitzende des Fördervereins ehemalige Synagoge Kitzingen. Und sie weiß, wovon sie spricht. Ganze Familien kommen immer wieder nach Rödelsee, oft aus Israel oder Amerika, machen sich auf dem Friedhof auf Spurensuche. Wie beispielsweise die Nachkommen von Nathan und Jette Gerst, ehemals Weinhändler in Kitzingen. Zu neunt waren die Familien Herman und Fletcher angereist, um das Grab ihrer Urururgroßeltern zu besuchen. Erfahren Sie mehr über die Biographien und Familiengeschichten der Bestatteten und lernen Sie die jüdische Geschichte der Dörfer kennen, in denen sie gelebt haben.

Seligmann Bär Bamberger

In Wiesenbronn erblickte einer der profiliertesten Rabbiner des 19. Jahrhunderts das Licht der Welt. Der im Jahre 1807 geborene Seligmann Bär Bamberger machte sich vor allem einen Namen als Verfechter des talmudtreuen, orthodoxen Judentums und erhielt den Ehrentitel „Würzburger Raw“.

Familie Mohrenwitz

In alle Welt verstreut sind die jetzt noch lebenden Mitglieder der Familie Mohrenwitz. Ihr beruflicher Aufstieg begann in Sommerach. Dort wohnten im Jahr 1817 100 Juden, darunter Löb Samson, der mit Wein, Vieh und „sonstigen Gegenständen“ handelte und als Stammvater dieser jüdischen Familie gilt.

Julius Brüssel

Julius Brüssel wurde 1801 in Hollstadt als Sohn eines Metzgers geboren. Seit 1830 war er Religionslehrer und Vorsänger in Segnitz. 1848 gründete er dort eine „Privat- Erziehungs- und Unterrichtsanstalt für jüdische der Werktagsschule entlassene Söhne welche sich dem Handelsstande widmen wollen, incl. Pensionath.“

Familie Kissinger

Heinz Alfred Kissinger, besser bekannt als der ehemalige amerikanische Außenminister „Henry Kissinger“, hat seine Wurzeln in Rödelsee. Der Nachname „Kissinger“ wurde von seinem Ur-Ur-Großvater Meyer Löb (1767–1838) im Jahre 1817 angenommen und bezieht sich auf die Stadt Bad Kissingen, wo Meyer Löb als Lehrer arbeitete.

Bernhard Frank

Der Prichsenstädter Bernhard Frank war eine angesehene Persönlichkeit. In den Jahren zwischen 1919 und 1932 wurde er zweimal in den Stadtrat gewählt. Auch in der Israelitischen Kultusgemeinde Prichsenstadt hatte er verschiedene Funktionen, ab 1938 war er der letzte Vorsitzende der Kultusgemeinde.

Familie Sänger

Aus der Obernbreiter Familie Sänger sind zahlreiche Nachkommen hervorgegangen. Anna Sänger, eine der Töchter, heiratete 1848 einen Christen und verlor dadurch wahrscheinlich den Kontakt zu ihrer Familie.

 

Olga Benario

Olga Benario war hochschwanger, als sie als unerwünschte Ausländerin, Jüdin und Kommunistin 1936 von Brasilien nach Deutschland abgeschoben wurde. Von den Nationalsozialisten wurde sie sofort verhaftet und ins Gefängnis eingeliefert. Dort kam ihre Tochter zur Welt.

Aron Benario

Der Obernbreiter Aron Benario war ein bedeutender Kaufmann. Mit seinem wirtschaftlichen Erfolg ging auch sein Ansehen im Ort einher. Ab 1865 wurde er als erster Jude zweimal in den Gemeinderat gewählt.

Abraham Lauber

Abraham Lauber aus Marktbreit arbeitete als Viehhändler und Metzger. Er war als Soldat im Ersten Weltkrieg eingesetzt und starb im April 1917 in Rußland. Sein Leichnam wurde nach Deutschland überführt und am 27.1.1918 im jüdischen Friedhof in Rödelsee bestattet.

Walter Reed

Bei der Verlegung der Stolpersteine für die Familie Rindsberg konnte der einzige überlebende Sohn Walter selbst teilnehmen. Er konnte 1943 US-Staatsbürger werden und überlebte so den Holocaust. Seine Eltern und seine beiden Brüder wurden im Konzentrationslager ermordet.

Irene Katz

Irene Lärmer, von ihrer Mutter Frieda liebevoll Reni genannt, wird 1924 in Dornheim geboren. Sie überlebt den Holocaust und wird in ihrer neuen amerikanischen Heimat zu einer wichtigen Zeitzeugin der Shoah, die zu vielen Festakten der Erinnerungskultur eingeladen wird.

Familie Hausmann

Familie Hausmann war in die örtliche Gemeinschaft Mainbernheims integriert und Teil der Bürgerschaft, bis auch sie unter dem Druck des Dritten Reiches 1939 ihre Heimat verlassen hat, um der Verfolgung zu entfliehen. Die Hausmanns verzogen nach Nürnberg, konnten jedoch auch dort dem Terror der Naziherrschaft nicht entrinnen.

Sophie Sondhelm

Sophie Sondhelm wurde 1887 in der Marktgemeinde Kleinlangheim geboren. Unter ihrer Leitung wurde die Jüdische Kinderheilstätte in Bad Kreuznach zu einer überregional bekannten und geschätzten Kureinrichtung. Eine Bad Kreuznacher Schule trägt ihren Namen.

Familie Gerst

Die Brüder Nathan und Aron Gerst aus Frankenwinheim zählen zu den ersten Juden, die nach Erlass des Emanzipationsedikts 1861, das alle Städte Bayerns für die Ansiedlung jüdischer Bürger öffnet, nach Kitzingen ziehen. Sie betreiben dort einen erfolgreichen Getreide- und Weingroßhandel und sind Teil des Synagogenbau-Komitees.

Max Heidingsfelder

Die Familie Heidingsfelder war eine der einflussreichsten jüdischen Familien in Hüttenheim. Seit etwa 1880 übersiedelten einige ihrer Mitglieder nach Kitzingen – so auch Max, geboren 1857 in Hüttenheim, verstorben am 26.12.1925 in Kitzingen, beerdigt im jüdischen Friedhof Rödelsee.

Abraham Mannheimer

Als Nachfolger des Lehrers Jakob Kahn trat Abraham Mannheimer 1898 die Stelle als Lehrer der jüdischen Gemeinde in Dettelbach an. Ihm ist es unter anderem zu verdanken, dass im Mai 1909 die israelitische Elementarschule Dettelbach in der dortigen Synagoge eröffnet werden konnte.

Familie Fromm

Familie Fromm aus Großlangheim zählt zu den bekanntesten jüdischen Familien im Kitzinger Land. So gehören zu ihr der bedeutende Philosoph und Psychotherapeut Erich Fromm wie auch die in Kitzingen und Bingen am Rhein ansässige Weinhändlerdynastie, die von Nathan Fromm in Großlangheim begründet wurde.

Familie Hahn

„Nichts mehr zu sagen und nichts mehr zu sagen“ lautet der Titel eines Buchs in dem wir nachlesen können, was die Autoren über Ricka Hahn und ihre Familie aus Kleinlangheim noch in Erfahrung bringen konnten: Am Grab einer alten Jüdin. Die Hahns.