Michael Schneeberger beschreibt in seinem Buch „Die in unsern Landen eingesessen“ zunächst die Anfänge des Judentums in Kleinlangheim (1). Der erste Nachweis von mindestens einem Juden in „Lanckheim“ stammt aus dem Jahr 1415. Der „Jud“ war vom Würzburger Bischof Johann von Brunn in Haft genommen worden.
Die jüdische Gemeinde Kleinlangheim um 1800 (2)
In der Zeit um 1800 hatte die jüdische Gemeinde Kleinlangheim ca. 15 Familien mit etwa 80 Personen und konnte alle Funktionen einer normalen jüdischen Dorfgemeinschaft erfüllen. Sie besaß eine 1737 erbaute erste Synagoge, ein rituelles Tauchbad und eine jüdische Schule (einklassig; in einem nicht mehr bestehenden Gebäude vor der Synagoge). Die Verstorbenen wurden im jüdischen Friedhof Rödelsee bestattet, der seit dem Jahr 1563 bestand. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war.
Durch die bayerische Matrikelgesetzgebung von 1813 erhielten die Kleinlangheimer Juden 14, später 17 Matrikelstellen.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1814 82 jüdische Einwohner (8,5 % von insgesamt 969 Einwohnern), 1837 118 (9,8 % von 1.210), 1867 116 (9,2 % von 1.256), 1880 105 (8,3 % von 1.258), 1900 83 (7,3 % von 1.140), 1910 62 (5,7 % von 1.092) (3).
1933 lebten noch 38 jüdische Personen am Ort (3,8 % von insgesamt 999 Einwohnern). Ab 1940 gab es in Kleinlangheim keine jüdischen Mitbürger mehr.
Oskar Friedel
Anmerkungen
1 Schneeberger, Michael: Die in unsern Landen eingesessen. Die Geschichte der jüdischen Familie Sondhelm aus Kleinlangheim in Unterfranken, Kitzingen 1999.
2 JB f.d.LKR Kitzingen. Im Bannkreis des Schwanbergs 2021, S. 147-160
3 https://www.alemannia-judaica.de/kleinlangheim_synagoge.htm