Eine jüdische Gemeinde entwickelte sich nach der Ausweisung der Juden in Kitzingen im Jahr 1763. Doch lebten bereits ab dem 16. Jahrhundert vereinzelt sogenannte Schutzjuden des Markgrafen von Ansbach im Ort. Dorfherr war aber die Abtei Münsterschwarzach, die restriktiv Juden duldete. 1714 gab es fünf und 1817 bereits 17 jüdische Familien mit insgesamt etwa 100 Personen, mithin fast 9 Prozent der damaligen Einwohner.
Sie lebten in einem eigenen Quartier, nämlich in der ehemaligen Judengasse, in der NS-Zeit nach dem berüchtigten Reichsritter von Epp umbenannt, also in der heutigen Turmstraße und in Teilen der Häckergasse. Ihre Bewohner bestritten den Lebensunterhalt vorwiegend mit Handelstätigkeiten unterschiedlicher Art und auch mit Handwerk (Metzger, Spengler, Büttner). Das Zusammenleben zwischen der katholischen Mehrheit und der jüdischen Minderheit war nicht konfliktfrei.
Die jüdische Gemeinde besaß seit 1811 eine Synagoge mit Religionsschule und ein rituelles Bad. Zumindest zeitweise war ein jüdischer Lehrer vor Ort tätig. Er war zugleich Vorbeter und Schocket. Als 1863/64 durch das bayerische Emanzipationsedikt der Zuzug in andere Städte möglich war, verließen fast alle jüdischen Bewohner mit der Zeit den Winzerort. Sie zogen nach Kitzingen, Schweinfurt und andere Städte mit Bahnhöfen.
1880 wurde die jüdische Gemeinde formell aufgelöst. 1901 lebte noch eine Jüdin, wohl eine Schwiegertochter des Spenglermeisters Gottlieb Waldorf, im Ort. Sie wurde 1905 in Rödelsee bestattet. Trotz gut erhaltener ursprünglicher Bausubstanz wurde am 23. Mai 1991 die Synagoge (Turmstraße 13) abgerissen.
Elmar Hochholzer
Quellen und Literatur
alemannia-judaica.de/sommerach_synagoge.htm.
Israel Schwierz, Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens. München 1988, S. 114 (Foto der Synagoge)
und eigene Recherchen