1717
Wird in Großlangheim ein Bethaus errichtet
1809
Eine Synagoge existierte in Großlangheim zu Beginn des 19. Jahrhunderts nicht, da 1809 im Zusammenhang mit der Tätigkeit eines jüdischen Schullehrers ein angemieteter Gebetsraum erwähnt wird.
1817
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. den bereits 1817 in der Matrikelliste genannten Lehrer Abraham Seligmann).
1826
Rund eineinhalb Jahrzehnte danach griff die jüdische Kultusgemeinde 1826 den Vorschlag des Landgerichts Kitzingen von 1809 auf und plante den Bau einer Synagoge. Das Vorhaben, für das Projekt eine bayernweit in den jüdischen Gemeinden durchgeführte Kollekte zu veranstalten, fand die Unterstützung des Landgerichts. Zur Begründung verwies die Behörde auf den baufälligen Zustand der „Judenschule“ in Großlangheim und das Fehlen der für einen Neubau nötigen finanziellen Mittel in der Kultusgemeinde. 1827 lehnte die Würzburger Kreisregierung das Projekt ab, da in Großlangheim bisher eine eigentliche Synagoge nicht bestanden habe und für eine Synagoge zumindest 50 Familien in dem entsprechenden Ort leben müssten. Zu dieser Zeit lebten aber nur 66 jüdische Personen im Ort.
Sieben Jahre später hatte sich die Haltung der Kreisregierung geändert, die im Dezember 1834 an das Innenministerium einen – nicht erhaltenen – Bauplan des Zivilbauinspektors Johann Gottfried Gutensohn vorlegte, dessen überarbeitete Fassung Anfang April 1835 von König Ludwig I. genehmigt wurde. Wie schon 1826 unterstützte das Landgericht Kitzingen den von der Kreisregierung erneut abgelehnten Antrag der Kultusgemeinde, bayernweit in den jüdischen Gemeinden eine Kollekte für den Neubau der Großlangheimer Synagoge durchzuführen. Inzwischen war die jüdische Gemeinde auf 76 Personen gestiegen.
Ende der 1830er Jahre (vermutlich 1837) konnte die Kultusgemeinde das Bauprojekt dann tatsächlich verwirklichen. Die auf rechteckigem Grundriss errichtete, elf Meter lange und neun Meter breite heute noch erhaltene Synagoge wurde völlig aus Stein errichtet und von einem Satteldach abgeschlossen.
Die Fassade gliedern vertikal breite Ecklisenen und horizontal Gurtgesimse, die das Gebäude in zwei ungefähr gleichhohe Zonen teilen. Während die untere Zone über keine Fenster verfügt, sitzen in der oberen Wandzone an den Langseiten jeweils vier Rundbogenfenster. An der West- und Ostseite finden sich im oberen Bereich jeweils zwei eng nebeneinander stehende Rundbogenfenster.
Der Betsaal, dessen westlichste Achse die Frauenempore einnahm, reichte ursprünglich bis zur gewölbten, möglicherweise mit einem blauen Sternenhimmel bemalte Tonnendecke und wurde von den großen Rundbogenfenstern erleuchtet.
Fotografien erlauben die ungefähre Rekonstruktion der Innenausstattung. Über dem flachen Dreiecksgiebel des mit vier kannelierten Säulen geschmückten Toraschreins ragten die beiden Gesetzestafeln auf. Die Wand hinter dem Schrein zierte eine Rahmenarchitektur. Über den in zwei Blöcken seitlich des Mittelgangs angeordneten Sitzbänken hingen mindestens vier mehrflammige Kronleuchter. Wie schon 1827 und 1835 lehnte die Kreisregierung auch nach Abschluss der Baumaßnahmen die Genehmigung einer die Finanzierung des Neubaus unterstützenden Kollekte ab.
1837
Die Synagoge und die daneben liegende jüdische Schule wurden errichtet.
1938
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge geschändet und das Inventar mit den Ritualien und wertvollen Leuchtern vernichtet. Die Torarollen wurden auf den Straßen und über den Stufen der Wohnung des Ortslehrers ausgerollt und danach in das Bezirksamt Kitzingen gebracht. Das Synagogengebäude selbst blieb erhalten.
1940
Während des Krieges waren in der Synagoge Kriegsgefangene untergebracht und am Schluss beherbergte sie ein Lazarett.
1952
Die offiziell entwidmete Synagoge wird zum Feuerwehrhaus.
2002
Aus dem Feuerwehrhaus wird das Kulturhaus mit kulturellen Veranstaltungen. Es wurde ein Anbau an die ursprüngliche Synagoge erstellt. Dieser dient als Eingangsbereich und auch die sanitären Anlagen sind im Anbau.
Das Obergeschoß des neu erstellten Anbaus dient dem Männergesangsverein und seinen angeschlossenen Chören als Probenraum und Treffpunkt für Sitzungen.
Im Vorraum erinnern einige Gemälde an die ehemalige Synagoge. An der Außenwand ist eine Tafel zur Erinnerung angebracht.
Inge Thomaier
Quellen und Literatur
Chronik Anton Käsbauer
Internet