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Die Geschichte des jüdischen Friedhofs Hüttenheim

Seit dem Spätmittelalter sind in Hüttenheim Jüdinnen und Juden nachweisbar.

 

Die Verstorbenen der jüdischen Gemeinde wurden zunächst in Fürth, später auf dem jüdischen Bezirksfriedhof in Rödelsee beigesetzt.

 

Durch den Reichsdeputationshauptschluss erschwerten zu Beginn des 19. Jahrhunderts jahrelang schwankende politische Umstände die Bestattungen der Hüttenheimer Juden im Rödelseer Judenfriedhof. Der ursprüngliche Begräbnisort Rödelsee wurde 1810 dem Großherzogtum Würzburg zugeteilt, Hüttenheim gehörte zur Krone Bayerns. Aufgrund der territorialen Trennung errichtet man in Hüttenheim einen eigenen Friedhof.

 

„Die Witwe Katharina Barbara Stadelmann verkaufte der Kultusgemeinde am 26. November 1816 1,7 Tagwerk am ‚Herdweg‘ gegen den Tannenberg zum Preis von 250 Gulden 30 Kreuzern zur Anlage eines Begräbnisplatzes mit Totenhaus.“

 

Das Gelände wurde auf Initiative mehrerer jüdischer Gemeinden angekauft. Es liegt am Fuße des Tannenbergs inmitten von Weinbergen umgeben, ca. einen Kilometer südöstlich von Hüttenheim. Der Friedhof ist 92 m lang und 47 m breit (= 43,24 Ar). Seitdem wurden Verstorbene, hauptsächlich aus den umliegenden ehemals Schwarzenberger Orten Hüttenheim, Nenzenheim, Bullenheim, Dornheim und Weigenheim hier bestattet. Es fanden auch Begräbnisse aus Mainbernheim, Marktbreit und Uffenheim statt.

 

Die erste Bestattung war 1818. Bei Hüttenheimer Beerdigungen hielt der Leichenzug am See an, die Teilnehmer wuschen sich die Hände und ein Teil kehrte ins Dorf zurück. Im Leichenhaus wurde der Tote nochmals in einem großen ausgehauenen Steinbecken gewaschen und anschließend der Erde übergeben.“

 

Anfang des 20. Jahrhunderts verfügte die jüdische Gemeinde Hüttenheim neben dem Friedhof im Ort über eine Synagoge, eine Mikwe und eine Schule. Eine Chewra Kadischa war seit 1821 tätig. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Friedhof beschädigt. Während dieser Zeit wurde auch das Taharahaus zerstört. Daran erinnert das auf einem gemauerten Sockel stehende Denkmal in der Mitte des Friedhofs.

 

Die Gräber sind in langgezogenen Reihen angelegt und nach Osten ausgerichtet. Die meisten Steine bestehen aus Sandstein und die Inschriften sind daher oft verwittert. 468 Gräber hat man hier errichtet, etwa 250 davon sind bis heute erhalten.

 

Der Friedhof ist im Eigentum der jüdischen Kultusgemeinde. Er ist geschlossen, allerdings vom angrenzenden Wanderweg gut einsehbar. Auf Anfrage erhält man den Schlüssel beim Markt Willanzheim.

 

 

Ingrid Reifenscheid-Eckert