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Die Geschichte der Mainstockheimer Synagoge

Durchgehend über 400 Jahre haben Jüdinnen und Juden in Mainstockheim gewohnt. Bereits im 18. Jahrhundert wurde eine erste Synagoge errichtet.

 

1836 stellte man in der Hauptstraße 213 (heute „An der Synagoge 9“) eine neue Synagoge im typischen Rundbogenstil fertig.

 

Am Entwurfsprozess dieses als Mehrzweckgebäude gedachten jüdischen Gotteshauses war der auf Kreisbauebene in Würzburg tätige Zivilbauinspektor Johann Gottfried Gutensohn maßgeblich beteiligt, der auch an den Plänen für den Synagogenbau in Großlangheim mitwirkte. Die Fassade der Mainstockheimer Synagoge zeigt den typischen Rundbogenstil, wie er beispielsweise an der Münchner Ludwigstraße vorkommt.

 

Im gleichen Gebäude befanden sich das Gemeindehaus, die Mikwe und die Israelitische Elementarschule.

 

1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge beim Novemberpogrom zerstört, das Gebäude jedoch nicht in Brand gesetzt. Bei einem Brand hätte zu große Gefahr bestanden, dass wegen der engen Bebauung das Feuer auf benachbarte Gebäude übergreift.

 

Nach 1945 diente das ehemalige Synagogengebäude Flüchtlingen als Unterkunft, später war hier ein Industriebetrieb untergebracht.

 

In den 1950er Jahren wurde es von der Diözese Würzburg angekauft und als katholische Kirche eingerichtet. Am 9. Dezember 1956 fand die Weihe von Domkapitular Thomas Gerber aus Würzburg statt.

 

2007 erfolgte eine Generalsanierung der katholischen Kirche, die die bauliche Struktur der ehemaligen Synagoge stärker betonen sollte. Verschiedene jüdische Elemente wurden freigelegt bzw. hervorgehoben, beispielsweise das farbige Rundbogenfenster aus dem Jahr 1836, das sich ursprünglich über dem Altar befand und zugemauert war.

 

Die künstlerische Ausstattung mit den beiden Altarbildern „Altes und Neues Testament“ wurden vom Münsterschwarzacher Künstler P. Meinrad Dufner OSB gestaltet. Die Altarbilder sollen die enge Verbindung von Christentum und Judentum verdeutlichen.

 

2016 wurde das 60. Kirchweihjubiläum der katholischen Kirche St. Gumbert in der ehemaligen Synagoge gefeiert. Dabei wurde eine neue jüdisch-christliche Gedenktafel „Von der Synagoge zur Kirche“ eingeweiht.

 

Günter Voit und Josef Gerspitzer