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Die jüdische Gemeinde Gnodstadt

Die ersten Schutzbriefe für Juden wurden in Gnodstadt am 30. Juli 1594 von Markgraf Georg Friedrich von Ansbach ausgestellt. Der erste für „Samuel, Jud in Gnodstadt“.

Jüdische Bewohner mussten Abzeichen und einen spitzen Hut tragen. Erst um das 18. Jahrhundert herum erlangten Juden in Gnodstadt ein bescheidenes Vermögen und Ansehen.

Es gab Ausnahmen; zum Beispiel den „schutzverwandten Juden“ mit Namen David. Dieser nahm im Dorf eine Vertrauensstellung ein. Er verhandelte 1665 zusammen mit dem Ortsbevollmächtigten Hans Kistner mit dem Schweinfurter Altbürgermeister Valentin Kornacher wegen der Begleichung einer Schuld. Für die Gemeinde konnte er sehr günstige Rückzahlungsbedingungen einhandeln.

1681 musste der Jude Nathan aus Marktbreit ein Strafgeld von 15 Kr. bezahlen, da er laut damaligem Bürgermeister „die Gassen heraufgeritten sei“.

Auch Pfarrer Bernhold klagte 1753 in einem Bericht, dass „die Gemeinde Gnodstadt von den Juden sehr belästigt würde…“.

Mit dem Edikt König Friedrich Wilhelms von Preußen 1803 wurden die Verhältnisse der jüdischen Familien mit den fränkischen Fürstenhäusern neu geregelt. Sie durften von da an auch einen Familiennamen führen.

Laut Chronik wurden die jüdischen Bewohner Gnodstadts im 18. Jahrhundert noch in Rödelsee bestattet, ab dem 19. Jahrhundert dann in Ermetzhofen.

Sie waren Händler und Kaufleute und handelten vor allem mit Vieh, Leder oder Wein.

Ab dem 19. Jahrhundert kamen handwerkliche Berufe wie Büttner, Metzger, Glaser, Seifensieder und Melber (Mehlhändler) hinzu.

Im Jahr 1810 waren von 749 Einwohnern 39 jüdisch,

             1836            von 870                     70

             1910            von 799                     21

und 1935 lebten noch 6 Juden in Gnodstadt.

Die jüdische Gemeinde teilte sich die Stelle des Religionslehrers, Vorbeters und Schochet mit der Nachbargemeinde Obernbreit. Dies kann man einer Stellenanzeige in der Zeitschrift – Der Israelit – vom 4. Januar 1901entnehmen.

1932 wurde die Gemeinde aufgelöst und die noch in Gnodstadt lebenden jüdischen Familien Marktbreit zugeordnet.

Am 1. Januar 1935 wurde die jüdische Gemeinde Gnodstadt endgültig aufgelöst.

Die ehemalige Synagoge wurde 1936 verkauft und wird seither als Wohnhaus genutzt.

Eine Gedenktafel weist auf die Geschichte hin (Schulgartenweg 1).

Christiane Berneth

 

Quellen und Literatur

Geyer, Friedrich Wilhelm: Geschichte des alten Maindorfes Gnodstadt von 1125 – 1935. Gnodstadt 1935

Alemannia Judaica