In Kleinlangheim bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/40. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück, doch gab es bereits im 15. Jahrhundert jüdische Personen am Ort (1415 genannt). Bis zur zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bildeten die in Kleinlangheim lebenden Juden zusammen mit denen in Großlangheim eine gemeinsame Gemeinde.
Der letzte Markgraf von Ansbach-Brandenburg, Alexander, war es, der auf die Bitte der Kleinlangheimer Gemeindeväter hin, am 5. Mai 1791 dem Dorf das Recht zur Abhaltung von jährlich 8 Viehmärkten verlieh. 1793 wurde es dahingehend geändert, dass alle 14 Tage ein Viehmarkt gehalten werden dürfe.
In den Ort kamen zu den regelmäßigen Viehmärkten – zwischen 1795 und 1908 war in Kleinlangheim der größte Viehmarkt in Franken – auch viele Juden von außerhalb. Das führte zu Blütezeit der jüdischen Gemeinde in Kleinlangheim. Viele Hausväter waren Viehhändler und/oder Metzger.
Das rasche Aufblühen der Märkte war nicht nur ihrer günstigen Verkehrslage zu verdanken, sondern mehr noch den günstigen Marktbedingungen. So wurde nur von wirklich verkauftem Vieh Zoll erhoben, auch der Leibzoll für die Handelsjuden entfiel, sofern sie nur zum Marktbesuch gekommen waren.
Auszug aus einem Protokoll in den ersten Jahren:
Actum Mt. Kleinlanckheim den 21. Martii 1798. Verkaufft Meyer Moses hiesig Kgl. preuß. Schutzjud eine rothe, mit einer schmalen Blesse gezeichnete Kuhe an den hiesigen Raths, Bürger und Beckenmeister Joh. Hch. Gutjahr vor 6 Carolins, dergestalt, daß 4 Carolins hieran in Zeit von 14 Tagen, die übrigen 2 Car. aber in 6 Wochen in baar bezahlt werden sollen, wo hiernächst Verkäufer für solche Kuhe die landesübl. Gewährschaft leistet, in Krafft beederseitigen Unterschriften. Actum ut supra.
Noch bis Ende des 19. Jahrhunderts konnten viele Leute nicht schreiben und man findet unter den Protokollen eine große Zahl, die mit 3 Kreuzen unterzeichnet sind. Andererseits beherrschten viele der Handelsjuden die deutsche Schrift nicht und unterschrieben hebräisch. Trotzdem genügten die Protokolle und wurden bei späteren Gewährschaftsstreitigkeiten anerkannt.
Gehandelt wurde das Vieh in Kleinlangheim meist nach Carolin. Es gab große und kleine Carolin. Ein kleiner Carolin war etwa 13, ein großer 18 Goldmarkt wert.
Der Nutzen für die Gemeindeverwaltung aus den Protokollgebühren und später aus dem Standgeld war nicht groß, da erheblich Auslagen aus den Märkten erwuchsen. Es musste ein Protokollierhaus errichtet werden, eine Viehtränke war erforderlich, der große Marktplatz war einzuplanken, Seuchengruben, durch die jedes Stück Vieh bei Ankunft getrieben werden musste, waren notwendig.
Besser waren die „kleinen Leute“ dran. Durch Viehtreiben und Beherbergungen, die Geschäftsleute durch den großen Besucherstrom, viele Einwohner, hauptsächlich die zahlreichen Juden, verdienten ein schönes Geld durch Viehschmusen.
1891 feierte Kleinlangheim das hundertjährige Bestehen ihrer Märkte ganz groß. Auf einer Urkunde aus dem Kleinlangheimer Rathaus wurden die jüdischen Viehhändler Wolf und Feist Sondhelm als Mitglieder des Festkomitees gewürdigt. Der bevorstehende Bau der Eisenbahnlinie Kitzingen-Gerolzhofen und die Errichtung einer Bahnstation mit großer Verladerampe boten gute Voraussetzungen für eine positive Weiterentwicklung der Viehmärkte.
Doch es trat dann genau das Gegenteil ein. Die Fortentwicklung des Verkehrs und der Verkehrsmittel, die Verlagerung der Verkehrszentren, andere Viehrassen mit anderen Vorzügen, die Mechanisierung der Landwirtschaft – all dies trug dazu bei, dass zwanzig Jahre nach dem großen Fest die Aktivitäten bei den Viehmärkten in Keinlangheim zum Erliegen kamen.
Geblieben ist die Kastanienallee entlang der Bahnhofstraße, die anlässlich des 100jährigen Viehmarktjubiläums gepflanzt wurde.
Monika Conrad
Quellen und Literatur
Fritz Grosch, Im Bannkreis des Schwanbergs 1959, S. 70-73
Monika Conrad, JB f. d. LKR Kitzingen. Im Bannkreis des Schwanbergs 2021, S. 147-160